Eine ungestüme Tierszene füllt den Bildraum. Von rechts her stürmen Ungetüme mit riesigen Hörnern auf die links ins Bild schreitende
Giraffe zu, deren schlanke, hohe Gestalt das gesamte Bild in seiner Höhe füllt. Ihre ruhige Aufmerksamkeit scheint den Heranstürmenden zu gelten, steht
aber im Gegensatz zur bedrohlichen Konstellation, da gerade sie das Ziel der Angriffsattacke zu sein scheint.
Während der doppelt Gehörnte,
bisonartige rote Büffel den Hals der Giraffe unmittelbar zu bedrohen scheint, ist das von rechts nachstürmende von einer weiblichen Amazonengestalt im blauen
Kopfschmuck berittene, rote Einhorn noch in gewisser Entfernung. Auch links taucht ein nashornartiges Urgetüm drohend auf. Die Szene ereignet sich auf
einer Art Hochebene, umgeben von kegelförmigen Bergen, deren leuchtendes, dunkles Grün im hochgespannten farblichen Kontrast zum Rot der gehörnten Herde und
zum leuchtenden Gelb der Giraffe erscheimt. Am rechten Bildrand steigt die Horizontlinie des Bergkammes steil nach oben über den oberen Rand hinaus, so dass
zusammen mit dem tiefen Schatten, aus dem heraus die Horde zu brechen scheint, der Eindruck entsteht, als ob das Getümmel sich in einer Art Talkessel ereignete
und als ob die Giraffe diesen Ort zur falschen Zeit betrete, da ihr alles entgegen wütet, ohne dass ihr die Möglichkeit einer bösen Ahnung zu bleiben scheint.
Das Ganze unter hellem, trüben Himmel aus dem heraus ein grünes Gestirn fremdartig auf den wilden Ansturm heruntergeschaut.
Der Bewusstseinszustand,
in dem Malerei passiert, verändert den Zugang, den die Personen zu sich selber hat und möglicherweise auch ihren Umgang mit der Umwelt. In ihm erscheint beides
möglich, dass Zwie- und das Selbstgespräch. Das Bild ist dialogisch mit HOWIE gemalt, einem meiner ersten Kunsttherapieprobanden in der JVA Wolfenbüttel. Die
kunsttherapeutische Begegnung bildet den Rahmen für den Malprozess. Es zeigt ungestüme Wutimpulse auf und macht sie einer Verarbeitung zugänglich. Dabei
steckt allein im Malprozess bereits das Potenzial, die Wirklichkeit, in die sich die Person hinein verloren hat, einer Veränderung zugänglich zu machen, indem
Möglichkeiten die bisher vernachlässigt wurden, endlich erkannt und entfaltet werden können.
Kunst kann somit Rahmen für ein Bündnis sein, in dem die
Voraussetzungen für eine geistige Entfaltung erarbeitet werden.
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