Das Bild führt den Betrachter in eine figurativ-kosmische Szene. Kaum zu entscheiden, von welchem Punkt aus der Betrachter das
Bild erkunden wird. Denn sowohl die im Bild dargestellten Figuren, wie auch dessen kosmische-räumlichen Bezüge bieten Anhaltspunkte zur Erkundung des komplexen
Bildes.
Zunächst fällt möglicherweise der Blick auf das im Profil dargestellte scharfzügige Gesicht im Zentrum des Bildes, welches nach links oben
gewandt erscheint, den Blick träumerisch in die Ferne gewandt und den haarelosen Kopf, wie unter einer gestreiften Kappe. Den linken Arm erhoben führt sie
ihre Hand zum Gesicht. Schulter, Arm und Oberkörper scheinen in das umgebende Formenspiel überzugehen. Die Geste hat etwas schlafwandlerisches, insofern im
oberen Bildfeld des diagonal gestalteten Raumes mit tiefen Blautönen, Mondsichel und Himmelgestirnen eine nächtliche Atmosphäre vorherrscht. Ihren Rücken
scheint die beschriebene Hauptfigur zwei weiteren Figuren zugewandt zu haben. Halb verdeckt wird sie von einer frontal sichtbaren Gestalt, deren Haupt hell
beschienen mit nach unten gewandtem Blick, geöffnetem Mund einen fast klagenden Anblick bietet. Ihre weiteren Attribute, wallender Bart und grün
bekränztes Haupt, lassen an eine götterartige Gestalt denken, wohingegen rechts davon die kleinere, dämonische Gestalt mit menschähnlichem, großen Kopf eher
diabolische Züge erkennen lässt.
Unterhalb der von rechts unten nach links oben massiv dargestellten Bilddiagonale erscheint der Bildraum in
magisch-warmes Licht getaucht, welches sich vom kühlen Nachtlicht der oberen Partie des Bildes abhebt.
Die linke Bildpartie dominiert ein kräftig
wurzelnder, hochstämmiger Baum, dessen Krone und Blattwerk, worin sich kirschähnliche Früchte befinden, entfalten sich in den Nachtbereich des Bildraumes
hinein. (wobei die Kirschen der Geste der Figur auch die Intention des Greifens zuweisen lassen. )
Die Krone des Baumes birgt und umgibt planetenartiges
Gestirn, was ihn zu einer Art Weltenbaum verklärt, in dem sich Erde und Kosmos miteinander verbinden. Auch am unteren Bildrand, rechts neben dem Wurzelbereich
des Baumes befindet sich ein globusartiges Halbrund, wodurch der gesamte Bildraum zum Weltenraum wird, in welchem die Figuren als Manifestationen des Geistes
und des Willens einen zentralen Platz besetzen.
Die gitterartige Sperrung oben rechts gibt als eine Art Anachronismus zu denken. Inwieweit ist
der Geist frei oder bedingt? Welche verschiedenen Facetten des Geistes kommen hier zur Verdinglichung? Das sind einige jener Fragen, die aufzuwerfen das
Bild herausfordert, wobei es dem Betrachter eine psychedelisch anmutende Perspektive eröffnet.
Das Bild wurde mit einer Gruppe entwickelt und
realisiert, in der ich auch als Malender aktiv mitwirkte. Die Teile des Bildes wurden nicht segmentiell hergestellt, sondern die Mitarbeitenden konnten jeweils
nacheinander frei am ganzen Bild arbeiten. Aus dieser Art der Vorgehensweise hatte sich auch meine kunsttherapeutische Vorgehensweise des sogenannten
dialogischen Malens entwickelt, wobei dieser spezielle Bildprozeß weder von mir, noch von den anderen Malern primär künstlerisches Vorhaben interpretiert
wurde, in das wir unsere künstlerischen Maßstäbe einzubringen bestrebt waren.
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